Künstlergruppe Bonn widmet sich weitläufigem Thema "Suiten"

28 Gruppenmitglieder stellen im Künstlerforum aus

Von Christina zu Mecklenburg

Bonn.

Beschwingte Liniengebilde, deren rhythmische Setzungen einen erfahrenen Grafiker und Musikfachmann erkennen lassen, vermitteln das farbige Bild einer in sich geschlossenen Sequenz. Die aktuellen Notationen von Werner Götzinger intonieren zwischen den Zeilen eine Art Zapfenstreich: In Kürze wird der langjährige Vorsitzende der traditionsreichen und mitgliederstarken Künstlergruppe Bonn e.V. seine engagiert wahrgenommene Amtszeit beenden.

 

"Suiten" lautet das derzeitige, von insgesamt 28 Gruppenmitgliedern beackerte Thema. Der ursprünglichen Definition gemäss bedeutet Suite bekanntlich die Folge von Tänzen in gleicher Tonart und neuerlich die lockere Aneinanderreihung von Themen.

Dem entsprechen eindrucksvolle Variationen von Landschaftsbetrachtungen (Susanne Neusel, Egbert Verbeek, Dierk Engelken), gleichsam durchkonjugierte Ortsansichten (etwa Liesel Schubert, Géza Dámosy) sowie die Blicke absorbierende Licht- und Schattenreiche (Horst Rave, Sibylle Petersen, Rolf Peuckert).

Ein ergiebiges Beispiel für ausgetüftelte Eigenwege liefern die bezwingenden Grafischen Raumereignisse eines Volker Pflaumann. Den Eindruck von motivischer Eigendynamik vermittelt auch die aus dem fahrenden Auto geknipste Mexikoserie des Fotokünstlers Robert Leiste.

Kompakt angereichert mit Metaphorik, Gedankenwitz und Kreuzzügen durch die Kunstgeschichte ist ein vorerst vierzigteiliger Meisterstreich des Ludwig von Winterfeld (Collagenepos "Zitronade oder Herzbitter").

Kausal verkettete Plünderungen von Grundmotiv, Basisstruktur und Farbenkanon locken zum Verweilen, ebenfalls etwa die facettenstarken Stimmungen (Acryl auf Stoff) zum Thema Haus der Kindheit von Elsbeth Tatarczyk Welte. Prismatische Farbbrechungen, verschachtelte Mosaike und Fassaden verwandelt Hildegard Pfennigsdorf in leuchtende Kraftfelder.

Für rasantes Wetterleuchten und geballte Suitenspannung sorgen vor allen Dingen zwei Damen: Schwarze Romantik, infernalische Gruselträume und insgesamt wilde Assoziationen entfesselt Malerin Ilsetraut Glock anhand eines zusehends ominöser werdenden Stuhlmotivs. Eine profunde tiefenpsychologische, soziologische und politische Spurensuche fädelt schließlich die Künstlerin Mareile Schaumburg mit ihrer unter die Haut gehenden Installation zum Themenfeld "Feldpost - Ikarus, Leben auf Papier" ein.

Hellmuth Eichner zeigt unter dem Titel "Annäherung/Porträt" ein fotorealistisches Bildnis von Sibylle Wagner. Die Leiterin des Bonner Opernchores ist in ungewöhnlicher Pose zu sehen: Als Bogenschütze vor wildem Malgrund.

“Sibylle Wagner vor ihrem Portrait”

Atelier Video

General Anzeiger v.22.9.08

Christina zu Mecklenburg

Haus an der Redoute bis 12. Oktober

Selten kontrovers ist die Besetzung der Gruppe „Art 7“. Die derzeit unter dem Motto „Art 7 Art“ gelieferten „Momentaufnahmen“ (Chef Bruno Russi) summieren sich daraufhin zu einem spannungsdichtem Kontrastprogramm. Knotenpunkte der niveauvollen Bildszenerie bilden allenfalls die Bereiche: Zeitumstände und Lebensräume, Traum und Innenwelten sowie experimentelle Studien.

Die eklatantesten Polaritäten repräsentieren wohl die fein versponnenen, sinnbildhaften Farbholzschnittpoesien von Marie Luise Salden (japanische Tradition) und die offensiven, lebensnahen Gemälde von Rebellenblütler Hellmuth Eichner, der neben spielerischen, gleichwohl zeitkritisch provokanten Entwürfen so etwas wie eine „Psychopathologie des Alltags“ (Sigmund Freud) in petto hat. Dazwischen liegen die anspruchsvollen Bildwelten eines Rolf Malat (Gastkünstler) und der Elisabeth Oehlenschläger- Hemmer. Trotz malerisch divergierender Ansätze bilden (surreal oder differenziert realistisch gefärbte) Auslotungen von Ich und Umwelt, Rollenspiele, Interaktion und Kommunikation die gemeinsamen Nenner. Ein stets warmbraunes, magisch anziehendes Timbre a la Rembrandt hüllt die, existentielle Mythen verdichtende Gemälde (Acryl, Papier, Öl auf Leinwand))der Gismar Fischer – Cohnen ein; Ohnmacht, Leiden, destruktive, dämonische Kräfte sowie nächtlicher Zauber („Feathered“) geben den Ton an.

Der wehmütige und gleichzeitig heitere Hauch von Veränderlichkeit, Hinfälligkeit umspielt

den pittoresken Wolkenhimmelzyklus von Günter Muth, Metapher für „nebulöse, wolkige, dunstige Endlichkeit“. Starke, subtil changierende Farbenpräsenz (handgemalte Pastellarbeiten auf Leinwand) bestimmen die brandneuen Einblicke in Bruno Russis Opus „Nastri Espressivi“. Plastisch strukturierte Bandagen, interpretierbar als „archaische Symbole“ verwickeln sich zu ungetümartigen, „maliziös“ anmutenden (Russi) Gebilden, die  Spiegelbilder multipler Zustände und Konstellationen sind.

 

Haus an der Redoute, Kurfürstenallee 1a, bis 12. Oktober. Di – So 10 – 17 Uhr.