Dr.Horst Richter

im Kölner Stadt Anzeiger 1990

„Neue Erkenntnisse“

Ausstellung Hellmuth Eichner bei Müller-Salziger

Das Gruppenbild der nackten „Saubermänner“ von 1981, mit dem Hellmuth Eichner erst kürzlich wieder Aufsehen und Anstoß im Kölner Umland erregte, hängt zwar nicht in der Ausstellung, die ihm die Galerie Müller-Salziger (Sternengasse 1) eingerichtet hat, doch bestätigen die rund zwei Dutzend jüngeren Arbeiten, dass aus dem Enfant terrible früherer Jahre noch immer kein, angepasster Leisetreter geworden ist. Der Eichner (so sein Künstlername), 1946 im Siegkreis geboren, heute bei Bonn lebend und Ende der sechziger Jahre von Köln aus erfolgreich in die Kunstwelt gestartet, ist nach wie vor dabei, Fakten und Vorgänge des Alltags aufs Korn zu nehmen. Dass er dies nicht kühl-distanziert, besserwisserisch oder gar mit satirischer Schärfe tut, sondern mehr spöttisch staunend (und sich oft selbst mitbetroffen fühlen dürfte), liegt nicht zuletzt an seiner unpathetischen Thematik. Die Ausstellung zeigt Handwerker bei ihrer Arbeit, Erinnerungen an Italien und Marokko, Winterlandschaften vom Niederrhein, Bildnisse und Akte, häufig versehen mit biographischen Hinweisen, die sich nur schwer entschlüsseln lassen. Arbeiten aber wie „Die Unmöglichkeit durch Computer Kunst herzustellen“ oder ein durchsichtig verpackter Gartenzwerg als „Kulturexport für DDR“ lassen leicht erkennen, was Eichner enthüllen will: beunruhigende soziale Phänomene, problematische Verhaltensmuster, Denkhülsen und Trivialitäten. Fast alle ausgestellten Bilder sind Mischtechniken, mit Acryl, Ölfarbe und Bleistift gemalt.

Wichtig ist auch der Bildträger, pergamentartiges Transparentpapier, das durch feuchten Farbauftrag nicht plan bleibt, sondern einkalkulierte Verwerfungen hervorbringt. Eichner: „ Diese Arbeiten haben meine Phantasie beflügelt und mich zu neuen Ergebnissen gebracht. Ich konnte, indem ich von beiden Seiten malte, ganz neue Effekte zwischen matten, starken, leicht durchschimmernden und brillanten Farben herstellen. Ich konnte, im Gegensatz zu reiner Leinwandmalerei, spontaner arbeiten.“

Eichner hat einen weiteren Höhepunkt erreicht.