Mai 2004

Ausstellung "DIE ZAUBERFLÖTE" , mit Skulpturen aus Ton, Bronze und Terrakotta im Glasmuseum Rheinbach

 

“Tochter diente als Muse”
Rheinbacher Glasmuseum stellt den Zyklus "Die Zauberflöte" von Hellmuth Eichner aus
RHEINBACH/SWISTTAL.
 

"Tamino verhindert den Selbstmord von Tamina" heißt dieses Werk des Künstlers Hellmuth Eichner.
(Foto: Matthias Kehrein)

Schon jetzt hat ein kleines Mädchen einen Platz als Muse in der Kunst: die kleine Anastasia aus Buschhoven.
Die Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart hatte es der damals zweijährigen Tochter der  Sängerin und Zahnärztin Sabine Eichner und des Künstlers Hellmuth Eichner so angetan, daß Vater Hellmuth fast  täglich aus einem Buch vorlesen und die Musik von CDs abspielen musste. Im Herbst 2002 besuchte er sogar eine Inszenierung in der Bonner Oper gemeinsam mit seiner kleinen Tochter. 2003 dann war die künstlerische  Auseinandersetzung des 57Jährigen mit dem Opernthema die logische Konsequenz. Zu sehen ist das Ergebnis  im außergewöhnlichen Werkzyklus Die Zauberflöte" in einer Ausstellung im Glaspavillon in Rheinbach, zu der Museumsleiterin Dr. Ruth Fabritius den seit 1967 als "Der Eichner" arbeitenden Künstler einlud.

Skulpturen in den unterschiedlichen Materialien Ton, Terrakotta und Bronze hat Eichner geschaffen, in denen das zentrale Thema der Oper, die Liebe in allen Facetten, im Mittelpunkt steht. Aus Ton etwa schuf "Der Eichner" seinen Papageno als genußfreudigen Vogelfänger mit langer Nase, der seine viergesichtige Vogelfrau Papagena im wörtlichen Sinne "im Kopf hat" - er trägt sie auf dem Kopf. (sax)

"Die Zauberflöte" in israelischen Zeitung:In diesem Jahr (2005) veranstaltet Sabine Eichner ein Konzert in Jerusalem (Nov.)


 


DIENSTAG, 4. MAI 2004

General Anzeiger


Papageno trägt Papagena auf dem Kopf”


AUSSTELLUNG Hellmuth Eichner zeigt im Hans-Schmitz-Haus, Rheinbach, eine Veranstaltung des Glasmuseum Rheinbach
Skulpturen zur " Zauberflöte". in Ton, Bronze und Terrakotta
Die Serie entsteht durch die Mozart-Leidenschaft seiner zweijährigen Tochter

Von Birgit Roßmöller

RHEINBACH: - Im Hans-Schmitz-Haus wird die tiefe Einsicht des Sophokles, "Vielfältig aber gelangt die  Wahrheit ins offene Anwesende des Erscheinens", zur zeit augenscheinlich:
Der Künstler Hellmuth Eichner zeigt dort` - auf Einladung von Glasmuseums-Chefin Ruth Fabritius - seine  Skulpturen zur Mozartoper, Die Zauberflöte". Aus dem Kampf Papagenos und Taminos um einen Traum macht  Eichner die Auseinandersetzung mit einem der wichtigsten Themen der Menschheit, der Liebe. Daß dieses Philosophieren in Ton, Terrakotta und Bronze nicht abgedroschen wirkt, ist die Stärke Eichners, der - laut Text im Begleitbuch der Ausstellung - der erste seiner Zunft ist; der, den Opernstoff , in Plastiken umsetzt. Besonderer Aspekt: Die Begeisterung seiner Zweijährigen Tochter Anastasia steckt dahinter; daß der anerkannte Künstler sich an dieses Thema so hineinkniete: Seine Tochter Anastasia bearbeitete den Vater mit der Geschichte der "Zauberflöte". Er musste sie, so berichtet er, nicht nur täglich vorlesen, sondern auch auf CD anhören. Die Kleine  hielt, bis zur. Pause, sogar den Besuch einer Aufführung in der Bonner Oper durch. Unter dem Eindruck dieses "Dauerfeuers" begann der Künstler seine bildliche Interpretation der "Zauberflöte". Eichners Papageno ist ein  genussfreudiger Vogelfänger mit langer Nase, der seine Papagena auf dem Kopf trägt - sinnbildlich für  Versuchung und Fruchtbarkeit, die seine Gedanken beherrschen. Die Beziehung zwischen Monostatos und Pamina ist eine Hommage an den Eros. Sie zerfließt förmlich in seinen Händen. Bis Monostatos weise geworden ist und wie ein androgyner Buddha seine Hände über die Liebe hält, hält sich Eichner mit seiner Skulpturengeschichte nur lose an die Vorlage. Die endet in einem Palast der Mondkönigin, in der sich Sarastro, als alter Mann verkleidet, versteckt. Die Figur aus Terrakotta und Zement ist laut Eichner eine Hommage an seine  Ehefrau Sabine, einer Zahnärztin und Sängerin: Sarastro trägt auf dessen Bitten die Goldplombe eines ihrer  Patienten am Hals. Terrakotta ist ein empfindliches Material, berichtet der 57Jährige Künstler: "Die ersten  Arbeiten zerfielen im Ofen in Staub." Das Werk sei nach viel Versuch und Irrtum entstanden, sagte denn auch Werner Götzinger, Vorsitzender des Künstlergruppe Bonn, mehrdeutig in seiner Rede bei der gut bestfichten  Vernissage, zu der die Flötistinnen Barbara Medick und Franziska Krumpen von der Musikschule Mozarts "Dies  Bildnis ist besonders schön" spielten. Das Hans-Schmitz-Haus mit seinem gläsernen Raum lässt den eigenwilligen  und ausdrucksstarken Figuren Eichners viel Platz zum Wirken, und daß die Transparenz der Wände für einen  wechselnden Hintergrund sorgt, stört den Künstler nicht.

 

“Die Sprache der Gewalt”

25 Bonner Künstler setzen sich mit dem Thema "Mensch und Freiheit" auseinander

von Heidrun Wirth,  Bonner Rundschau

Bonn

Weit aufgerissene weiße Augen (Abdruck eines Räderwerks von Elsbeth Tatarczyk-Welte) oder verhülltes Beiseitetreten trauernder Figuren (Susanne Neusel. Was ist der Mensch und wie ist das mit seiner Freiheit. Ist. es ein Beherrschen seiner Umgebung (SybillePetersen) oder ein Verstricktsein in Abhängigkeiten (Ursula Pusch Wennrich) oder ist der Mensch der Moderne auf Fingerabdruck und digitale Daten reduziert (Werner Götzinger? Diesen Fragen stellen sich zurzeit 25 Künstlerinnen und Künstler aus der Künstlergruppe Bonn. Da sind die Idealisten wie Erneman Sander, Manfred Weil oder Karin Neusel die das schöne, sanfte Menschenbild in Plastiken 'und Öl oder mit dem Aquarellstift zu retten suchen. Da sind die Realisten (insbesondre Dirk Otto)die das Grauen des Zweiten Weltkrieges nicht losläßt und die sich dem stellen. Aus dem unmittelbaren Umfeld seiner Familie schöpft „der Eichner“, diesmal als Fotograf, während Dierk Engelken Fotografien in feinstrichige Tuschezeichnungen überführt .Auch Godola Habel gehört dazu mit ihren schwankenden. Türmen über  collagierten  Zeitungsausschnitten über den Irak, und Ilsetraud Glock warnt in kraftvoller Zeichensprache vor Gewalt mit einem Kopf der zum Stiefel wird. Da sind die  Surrealisten (Hildegard- Pfennigsdorf - Frettlöh; Mareille Münchrath, Doris. Distelmaier-Haas), die die Natur vermenschlicht sehen in körperhaften Baumformen und  geheimnisvollen Augen. Und da sind die kessen Nachgeborenen, die mit den Menschenbildern in der Kunst spielen, wie Corinna Heumann, die Max Ernst und Roy Lichtenstein zusammen führt; Und da sind schließlich auch jene Künstler, die; wie Beuys den Dialog gesucht haben: Zu ihnen gehört Mareile Schaumburg, die aus ihrer Arbeit mit suchtkranken  Patientinnen  Szenarien zum Bewußtsein" vorstellt, indem sie Grenzerfahrungen sichtbar machen konnte.. Für die Künstler mit der Kamera liegt das Thema nahe, ob.  sie. verfremdend (Robert Leiste) oder dokumentarisch (Harry Rödel, Ludwig von Winterfeld) vorgehen. Festlegen aber lässt sich der Mensch nicht, scheint die Botschaft  der aus Draht und wertlosen Materialien hergestellten schwankenden Kopfmobiles von Volker Pflaumann zu sein.


Der Mensch, das unbekannte Wesen
General Anzeiger vom 10.1.03
Künstlergruppe Bonn präsentiert sich im Künstlerforum

Von Christina zu Mecklenburg

Bonn. Ausgehängt auf einem Reißbrett sind Fingerabdrücke, computersimulierte Profile, codierte Phantombilder. Präzise skizziert Werner Götzinger dokumentarische und fiktive Aspekte von Individuen, die gemeinsam das Schicksalskollektiv "Erfaßt" bilden.Die Collage reflektiert eine Fahndungsaktion, die von 25 Mitgliedern der "Künstlergruppe Bonn" durchgezogen wird; "erfaßt" werden will das komplexe Thema "Mensch - Abbild, Sinnbild, Zeichen". Auf authentischem Material beruhen eine erfreuliche Anzahl imposanter Skizzen, Collagen, Fotocollagen (Ludwig von Winterfeld), Bildnisse (Dirk Engelken) sowie ein einziges Selbstporträt (Hellmuth Eichner). Fotokünstler Harry Rödel importiert aus  Neuseeland leicht zwielichtige Charakterköpfe; verästelte Aufnahmen von Leichen präpariert Kollege Robert Leiste in der artifiziellen Manier geschönter  Designerkörper. Zeichnerisch brillant setzt Dirk Otto markerschütternde Originalfotos von "Bombenschrumpfleichen" um. Handwerklich ausgefeilt ist  der dagegen erbauliche Anblick von noblem Ebenmaß, Grazie und Liebreiz der Bronzeskulpturen des Ernemann Sander.Dem gedankenzerfurchten Haupt eines  "Sokrates" (Egbert Verbeek) scheint eine Reflektion von Elsbeth Tatarczyk-Welte zu antworten: das Geschöpf Mensch zeigt sich als schillerndes Gebilde, diktiert von farbigen Stimmungen. Unter den fiktionalen, märchenhaften Diskursen rückt die trancenhafte Wahrnehmung einer vermenschlichten Nachtlandschaft (Hildegard Pfennigsdorf-Frettlöh) ins Blickfeld. Humoreske Töne vernimmt man auf "Waldspaziergänge(n)" (Marliese Münchrath), bei einem kapriziösen  Rendezvous kunstgeschichtlicher Prominenz (Corinna Heumann).Derweil reduziert Malerin Ilsetraut Glock die menschliche Kreatur auf ein kümmerliches Wrack,  eingepfercht in Zitate zum Thema Lebenskampf. Zwei Installationen bilden die Grundpfeiler der Schau. In der Dunkelkammer faszinieren die Lichtspiele eines  patentreifen kinetischen Konstruktes: Mit einem drahtigen Menschenprofil, Mobile-ähnlich verknüpft mit bunten Schrottteilen beschert Volker Pflaumann ständig  wechselnde Physiognomien. Mit einem tiefgründigen Einblick in die Psyche konfrontieren die Bildhauerin und Kunsttherapeutin Mareile Schaumburg und ihre Schülerinnen (suchtbetroffene Patientinnen). "Das vorgestellte Ich" ist die schonungslose Abrechnung mit dem Gesicht hinter der Maske. Tonarbeiten  bringe schicksalshafte Verstrickungen, Einsamkeit, Trauer, Angst und das Ringen um eine neue Lebensperspektive auf bewegende Weise nahe. "Was wäre die Welt  ohne die Utopie?", liest man schließlich auf einer Tafel im Gemälde von Lisel Schubert.
Künstlerforum, Hochstadenring 22;