Kritiken 1966-1970:

KLNER STADT ANZEIGER

“Stelldichein der Surrealisten”

Ausstellung "Traum und Wirklichkeit" in der bekannten Klner Galerie GMURZYNSKA.

( Katalog )

" Zum anderen der erst 22 jhrige Hellmuth Eichner , dessen bedrckende Bilder trefflich in diese Ausstellung zwischen Albtraum und Wirklichkeit hineinpassen und dessen knstlerischen Weg man im Auge  behalten sollte."

1967

KLNER STADT ANZEIGER

von Peter Kleinert

Foto mit Eichner

Sein Werk erregte Ansto : Hellmuth Eichner , surrealistischer Maler aus Hoffnungstahl , war in der Schlerzeitung Perspektiv den Schlern des Nikolaus Cusanus Gymnasiums vorgestellt worden . Sein in der Zeitschrift wiedergegebenes Kreuzigungsbild " INRY " , das bereits in zwei Ausstellungen in Kln und Bergisch Gladbach ohne Beanstandungen gezeigt worden ist , empfand ein Lehrer als Gotteslsterung .

Mit seiner Anzeige gegen die Redakteure der Schlerzeitung wollte Oberstudienrat Friedrich Brock den Schlern keine Lektion erteilen. Schon gar nicht wollte er , dass sie wegen der Verffentlichung eines mit  " INRY " betitelten Bildes von Hellmuth Eichner und einer Rezension des Schlermagazins " Underground " bestraft wrden . Diese berraschende Mitteilung machte der Presse Wilhelm Opiela als  Vorsitzender der Schulpflegschaft , die sich am Donnerstagabend mit der Affre auseinandersetzte . Der anzeigende Lehrer wollte , so der Schulpflegschaftsvorsitzende , einen pdagogischen Erfolg erringen . Oberstudiendirektor Dr.Bernhard Weyer ergnzte : Der Anzeigende habe eine das Gewissen schrfende Unruhe herbeifhren wollen . Und die Form der Anzeige sei ihm dazu als gangbarer Weg erschienen . Von dieser Unruhe war in der Elternpflegschaftsversammlung im Bergischen Lwen noch einiges zu spren . Es wurden Antrge gestellt . Einer lief darauf hinaus , der Redaktion das Missfallen der Pflegschaft auszusprechen .  Ein zweiter forderte ein Verkaufsverbot fr " Perspektiv "in den unteren Klassen . Die Mehrheit der Pflegschaftsmitglieder wehrte beide Antrge ab . Entsprechend einer Empfehlung der Schulleitung , die  vorher ein Gesprch mit den Redakteuren und Mitgliedern der S M V gefhrt hatte , sollen sich jetzt auch Vertreter der Schulpflegschaft mit der Redaktion unterhalten . Dieses Gesprch soll zwei Ziele haben .  Einmal soll die Redaktion knftig mit grerer Sorgfalt prfen , was sie in die Zeitung bringen kann ,( Opielea ). Zum anderen soll versucht werden , " Perspektiv " insgesamt attraktiver zu machen . Zu diesem Zweck sollen die Besprechungen mit den Vertrauenslehrern der Redaktion intensiviert werden . Die Antrge der ber die Verffentlichung emprten Eltern seien " von der Sache her berzogen " gewesen , meinte Direktor Dr. Herbert Hhl. Oberstudiendirektor Dr. Weyer besttigte , die Redakteure seien inzwischen selbst zu der Einsicht gekommen , dass es falsch gewesen sei , dass Bild ohne Kommentar zu verffentlichen Die Staatsanwaltschaft , so Dr. Schaeben , werde unter dem Aktenzeichen " 73 J S 112 / 69 Jugend " sehr sorgfltig " prfen , ob Gotteslsterung und ein Versto gegen das Gesetzt ber  Jugendgefhrdende Schriften vorliege. Dies um so mehr , da der Anzeigende " sehr entschlossen " ist .Sehr sorgfltig msse auch der Vorwurf der Gotteslsterung geprft werden . So gebe es eine Reichsgerichtentscheidung , in der fr eine Darstellung von Christus mit einer Gasmaske "Gotteslsterung"  angenommen worden sei . nachdem der Oberstaatsanwalt davon hrte , dass dieses Bild bereits zweimal ausgestellt und niemand sich an der Darstellung gestrt htte und eine groe sddeutsche Zeitschrift dieses  Bild besonders hervorgehoben htte, meinte Dr. Schaeben :" Das ist natrlich sehr interessant ".

1967

Bergische Landeszeitung.

" Ruf nach dem Kadi"

Zwei Bergisch Gladbacher Gymnasiasten werden sich mglicherweise demnchst vor Gericht verantworten mssen , weil der Vater eines Mitschlers sie wegen Gotteslsterung und Verbreitung jugendgefhrdender Schriften  angezeigt hat .

Der Anzeigende hatte , wie berichtet , an einem Kreuzigungsbild des Malers Hellmuth Eichner ( 19 ) und an einigen Zitaten aus der Jugendzeitschrift Underground religisen und sittlichen Ansto genommen. Wir wissen nicht , wie der Richter in diesem Fall entscheiden wird , dennoch hat die Affre verstndlicherweise an der Schule betrchtlichen Staub aufgewirbelt .Was bereits in den vergangenen Tagen vermutet wurde , hat sich jetzt besttigt : Der Anzeigende Vater ist auch Lehrer an diesem Gymnasium . Das ndert zwar an der Sache wenig , gewiss ist es das gute Recht eines Lehrers , den Richter anzurufen , wenn er sich durch sein Schler in seinem religisen oder sittlichen Empfinden verletzt fhlt . Aber gerade von einem Lehrer , der in dieser strengen Form gegen seine Schler vorgeht , mchte man sich wnschen , dass er dazu bereit ist , sich dazu in der ffentlichkeit zu bekennen . Das ist leider nicht geschehen . Der Lehrer , von einem Journalisten zweimal auf die Anzeige  angesprochen , gab bei ersten Mal ausweichende Antwort und verbat sich beim zweitenmal berhaupt , danach gefragt zu werden .Das ist nur verstndlich , wenn man wei , dass dieser Lehrer bereits jenes Alter berschritten hat , in dem sich Beamte normalerweise zur Ruhe setzen . Er zhlt zu jenen Lehrern , die ihre ersten Erfahrungen in  der Schule noch in der wilhelminischen Zeit gemacht haben. Er mag jahrzehntelang ein guter Lehrer gewesen sein , ob er aber dem Gymnasium des Jahres 1969 und seinen Schlern , die sich immer mehr ber Tabus hinwegsetzen , noch gerecht werden kann , muss nach diesem Vorfall bezweifelt werden.

1967

Anneliese Griebler " Der Traum - ein Leben ? KLNER STADT ANZEIGER vom 6. 10. Seite 14

 

1969

KLNER STADT ANZEIGER

von Dr. Horst Richter

Klnischer Kunstverein : Jahresausstellung

( Katalog )

Zu nennen ist da Hellmuth Eichners ironische Groteske zum Thema " Unser Junge soll Schlosser werden "

1969

" Weich wie Wachs und Watte "

Der Maler Eichner stellt in der Klner Galerie Matthias aus

Klnische Rundschau

von Marion Rotrmel

Das Plakat, das auf die Ausstellung Hellmuth Eichners hinweist , drfte kaum einem aufmerksamen Betrachter entgangen sein : drei im roten Grund fast verwachsene rtliche Figuren mit langen Haaren um die dicken,  hochstirnigen Madonnenkpfe, die Mdchen nackt und der nicht minder langhaarige kleine Mann im Vordergrund bekleidet : " Der neue Anzug" Hellmuth Eichner , 23 Jahre alt , war 1966 in der  Kollektivausstellung" Traum und Wirklichkeit" in der Galerie Gmurzynska zu sehen und schon hngt eine ganze Reihe seiner Arbeiten in bekannten Privatsammlungen.....

1969

" Aufblasbares Spielzeug "

KLNER STADT ANZEIGER

von Dr. . Jrgen Hassel , 28 . Mai 1969 :

Leider nur bis Anfang Juni sind Arbeiten des jungen Klner Malers Hellmuth Eichner zu sehen . Nur 16 Groformatige Bilder und dennoch eine ganze Welt ! " Der Eichner " , am ehesten noch der Wiener  Schule des phantastischen Realismus verwandt ,strubt sich gegen jede Zuordnung . Auf diesen Bildern sind Trume von Menschen zu sehen , dargestellt in figurativen Konstellationen , die menschliches Verhalten  spiegeln .Verfhrung , Verleugnung und Leid . Eine Gruppe von Kpfen z . B . steht auf mehreren Bildern fr die mnnliche Welt : Ein lchelnder Weiser , ein grblerischer Denker und ein fltespielender Verfhrer . Auf einem Bild ( Abendmahl 1969 ) Sammlung Hahn , wird das Symbol der Mnnlichkeit bedroht von den Insignien der kirchlichen und weltlichen Institutionen , ein anderes Bild zeigt es als imaginren Erzeuger eines abziehbildhaften weiblichen Wesens ( Mutterschaft aus der Retorte ) ; auf dem dritten ( Kirmes ) erscheint es wie ein Luftballon , gehalten von einem kleinen Mdchen , das mit diesem Gegenstand des Spiels noch nichts anzufangen wei . Auf anderen Bildern ( das Weihnachtsgeschenk ) und im Park verwandelt sich dieses Symbol der Mnnlichkeit , gesehen aus der Perspektive der Frau , in einen hampelmannhnlichen Luftballon . Ein Aufblasbares Spielzeug ,  lcherlich , doch nicht ohne versteckte Drohung : Am Boden liegt die verrenkte Puppe . Verfhrung , Vergewaltigung und Zerstrung prgen selbst das gar nicht mehr so unschuldige Spielzeug. Zynismus ist diesen  Bildern jedoch ebenso fremd wie Pathos .Die Grundhaltung ist eine Trauer , wie sie sich in dem mehrmals wiederkehrenden Satz ausdrckt :" Es ist so , liebe Schwester" . Es ist so , dass Menschen sich vom Unglck der anderen abwenden , dass sie einander durch Fremdheit bedrohen. " Der weinende Ministrant " und " Wir sind doch eine frhliche Jugend , Europa" sind zwei der programmatischen Titel." Wir wissen , dass da hinten ein Unfall passiert ist " heit eines seiner jngsten Bilder : eine Gruppe von Menschen , die sich vom Verkehrsunfall ab - und dem Betrachter zuwendet , um das Unglck verdrngen und vergessen zu knnen .

Die Bilder deuten eine Entwicklung an : Die starken , dunklen Farben der frheren werden in den jngsten auf wenige helle Grundwerte reduziert . Die Komposition wird immer einfacher .

Dieser Maler ist ein Glcksfall fr die Klner Kunstwelt ! .

1970

Neumarkt der Knstler

Katalog, Abbildung :" Liebe Liebe " 120 x 120 cm und "Wir sind deine frhliche Jugend " 150 x 150 cm

1970

Klner Rundschau, Neumarkt der Knstler

(Katalog ber den Kunstmarkt )

..ein Maler zaubert Gesichter von maskenhafter Unbeweglichkeit auf die Leinwand . Die polierte Gltte der Stirnen wirkt erschreckend

1970

ABENDPOST NACHTAUSGABE

vom 26.3.70

" Der Kunst den Rcken zugekehrt", mit Foto der Agentur Keystone

Nicht allzu viel Interesse zeigt der Knabe fr moderne Kunst . Bei Erwachsenen , die die zurzeit gezeigte Ausstellung des Klner Malers Hellmuth Eichner kommen , fllt oft der Ausdruck " Wasserkpfe " beim Anblick der Figuren mit den seltsamen Proportionen . Die maskenhafte Unbeweglichkeit der Gesichter verstrkt noch den Eindruck der Gre . Trotz solch gelegentlicher Ablehnung aber ist der Eichner ein Knstler , der schon in jungen Jahren durch seine Bilder von sich reden machte .

1970

KLNISCHE RUNDSCHAU

18 . Sept. Halbseitiges Foto

" Weich wie Wachs und Watte " sind die Darstellungen des jungen Malers Hellmuth Eichner . Um so aggressiver sind seine Gedanken : Das sind die Politiker " , sagt er , und weist auf den Mann mit dem  milden Blick , " und das sind wir , die Kuh " . Das wre nicht weiter aufregend , hiee das Bild nicht " Schlachter 70 ". Das 3 ,60 x 2 Meter groe Bild ist gegenwrtig in Rom zu sehen und kommt vom 12 . bis 18. Oktober zum Neumarkt der Knstler nach Kln . Eichner teilt seinen Stand mit drei Knstlern aus Kln .

1970

Peter H. Jamin

Kritik Collage ber einen deutschen Maler - Katalogbeitrag

1970

Katalog der Stadt Offenbach

Vorwort Dr. Horst Richter

mit mehreren Abbildungen und Werksverzeichnis

 1970

R(h)Einfall in Rom

von Ute Diehl

FRANKFURTER ALLGEMEINE

Katalog

Die Malerei schneidet am schlechtesten ab . Hellmuth Eichners Mdchen tragen auf kleinen Krpern riesige , mit der Spritzpistole aufgetragene riesige Kpfe , sie lpfen bescheiden - obszn das Rckchen und verraten:" Wir sind deine frhliche Jugend Europa ! " Heute wird niemand mehr in Arkadien geboren . Das ist aber keine Entschuldigung fr muffige Bilder .

1970

OFFENBACHER POST 12 . 6 .

Katalog

Dr. Leisegang fhrte anschlieend sehr subjektiv wie er sagte in die Kunst Hellmuth Eichners ein . Seine Bilder knnten unter drei Aspekten gesehen werden: aus dem Blickwinkel des Marxismus mit dem Stichwort  Entfremdung , aus Richtung Existenzialismus , fr den Stellvertretend die Worte Angst , Ekel und Vergiftung gesetzt werden knnten und schlielich von der Basis der Psychoanalyse aus ,verbunden mit Begriffen wie Anpassung und angestaute Aggression . Der depressiv neurotische Charakter mancher Bilder EICHNERS sei nicht zu bersehen , ebenso wie die vielen Sexsymbole . Er wies darauf hin , dass Kunst nicht nur das Erscheinende zur Erscheinung bringe , sondern das Wesen . Sie zeige die Dinge und die Menschen nicht , wie sie aussehen , sondern wie sie sind . ber das Werk Eichners liee sich lange diskutieren .

( Vorwort im Katalog von Dr. . Horst Richter aus Kln )

1970

BONNER RUNDSCHAU, " Mutterschaft aus der Retorte "

Abbildung des umstrittenen Bildes mit Text ber die Ausstellung in Offenbach .

1070

KLNER STADT ANZEIGER

" Fruchtbarer Herbst "

Horst Richter schreibt ber eine Ausstellung Klner Knstler in Bensberg :

Nachhaltig im Gedchtnis aber bleibt vor allem Hellmuth Eichner , der vor ein paar Jahren als Autodidakt begann . Die drngende Phantasie des 21 jhrigen ist beinahe bestrzend . Sie schlgt sich in einem  magischen Realismus nieder , der mit wacher Intelligenz inszeniert ist , indes Unruhe flackert .

1970

WELTKUNST

Dr. Horst Richter

Das aktive Kulturleben, einst auf wenige Grostdte konzentriert , greift mehr und mehr in die Regionen hinaus , demokratisiert und popularisiert sich . Das gilt auch fr Offenbach , die im Frankfurter Einzugsbereich gelegene Stadt des Leders . Zwar geniet diese Stadt schon lange einen guten Ruf durch zwei Spezialmuseen , das Deutsche Lederwarenmuseum nmlich sowie das uerst lebendige Klingspor Museum fr Buch und Schriftkunst , doch hat es zu einer Profilierung der freien Knste noch nicht recht gereicht . Den entsprechenden Nachholbedarf versucht man neuerdings mit Wechselausstellungen zu decken , die das Kulturamt veranstaltet .Ein besonders Bemerkenswerter Griff ist diesem Kulturamts mit der Ausstellung Hellmuth Eichner gelungen . Gezeigt werden 57 Bilder des jungen Klner , auf den man auch am Rhein aufmerksam zu werden beginnt . 1946 in SCHNENBERG ( Siegers ) geboren und einige Semester an den Klner Werkschulen ausgebildet , hat sich Eichner inzwischen selbststndig gemacht . Der Auszug aus dem Klner Lehrinstitut , das sich nchstens Akademie der bildenden Knste nennen zu knnen hofft , geschah freilich vorzeitig und keineswegs ganz freiwillig . Denn Eichner , als Sohn der neofigurativen Phase in der Malerei dinglichen Motiven zugeneigt ,  hat nicht nur Menschen seiner Zeit festgehalten , sie malerisch umschrieben , portrtiert und in neuen psychologischen Kontext gebracht , sondern er rief auch berliefertes herbei ,Formen und Formationen ,vor allem Themen aus der Vergangenheit . Das meint hier : Szenen aus dem neuen Testament . Und da wiederum lie er es nicht mit der kanonischen Ordnung der Figuren und Vorgnge bewenden . Vielmehr schlug er einen nackten weiblichen Krper ans Kreuz : eine Gestalt unserer Gegenwart , eng verbunden dem physischen Empfinden wie den geschlechtlichen Erregungen der Zeit , aber doch weit hinausgehoben ber die fleischlichen  Platitden der Sexmodelle ,wie wir sie von Filmplakaten und Illustrierten her kennen . Eichner - das leuchtet rasch ein - zielte mit seiner emanzipatorischen Geste nicht auf Blasphemie , sondern auf Versinnbildlichung mit Hilfe des vorgeprgten Symbolgehalts auf eine verallgemeinernde Bedeutsamkeit angesichts des sich skularisierenden Christentums . Trotzdem gab es kleinkarierten Protest , sogar von  Kunstpdagogen , die es eigentlich htten besser wissen mssen . Aber Eichner hat sich nicht abschrecken lassen . Vielmehr fhlte er sich zum eigenen Weg ermutigt . Zur noch genaueren geistigen Durchdringung  seiner Probleme und zur feineren Handhabung seiner technischen Mittel . Waren es anfangs mehrschichtige Wirklichkeitsrapporte , in denen er Dinge wie Gesichter auf beinahe picasseske Art deformierte , so gltteten sich nach und nach Flche mit umgebender Kontur und drang uere Ruhe in das erregt innere Engagement . Eines freilich blieb : Das Bestrzende der Darstellung . Eichners seltsam bedrngende Methode , Alltagsvorgnge in das Bewusstsein des Betrachters zu rufen und der Welt kundzutun , dass es sich bei ihr keineswegs um die beste aller mglichen handelt . Was der heute 24 jhrige hervorbringt , sind Paraphrasen menschlicher mit mitmenschlicher Existenz . Eichner wartet nicht auf ferne Botschaften , wenn er vor seiner Staffelei steht . Er gibt vielmehr Bilder wieder , die vor seinem geistigen Auge , wie er  sagt , gleichsam in der Art von Diapositiven auftauchen . Das Malen wird sodann zum Realisationsprozess . Geigen kommen gelegentlich vor , verwandelt zu menschlichen Krpern , ein paar Blumen , verdorrte ste  und Tischutensilien . Aber er findet sich mit Recht nicht den Surrealisten zugehrig , weil er keine Visionen aus Psycho - traumatischen Zonen auftauchen sieht , sondern auf das , was er mit Auge und Ohr  aufnimmt , hrt . So ist er neuerdings fasziniert vom Stumpfsinn der Gemeinpltze , vom unreflektierten Daherreden der Leute, das als Ausfluss von Denkvorgngen oder Vorurteilen Gefhrlichkeit implizite , " Wir sind doch eine frhliche Jugend " lautet eines seiner Bildthemen . " Wir wissen genau , dass ein Unfall geschehen ist " ," Es ist so , liebe Schwester " und " unser Junge soll  Schlosser werden " . Man hrt es tagtglich auf Mietshaustreppen und beim Kaufmann , im Dunst huslicher Kchen und verqualmter Stammtische . Starrheit ist in den Gesichtern , Offenheit vielleicht , aber  kaum je ein Hauch eines Lchelns . Eichners Welt baut sich aus einem Gefhl der Verlassenheit und existenziellen Angst , zu dem sich freilich abwehrendes Bewusstsein und sogar eine triebhafte Aggressivitt  gesellen . Eichner wehrt das Triviale ab , indem er es Decouvriert . Man wird noch von ihm hren .

1970

Abbildung " LIEBE LIEBE "

FRANKFURTER ALLGEMEINE

Die Liebe Liebe auf Mallorca , braungesichtige deutsche Gemtlichkeit , Ferien im Sden mit Kassler Rippchen auf Sauerkraut mchte der Hoffnungstahler Maler Hellmuth Eichner mit diesem feinen Prchen kennzeichnen  , das zusammen mit 6o Eichner Werken zwischen dem 6.3. und 3.4. in Offenbach/Main in einer Ausstellung des dortigen Kulturamtes zu sehen sein wird . Eichner , fr den Rhein TIBER Preis vorgeschlagen , interpretiert sein Bild so : Mit der lieben Liebe meine ich das so genannte geordnete Eheleben , bei dem sich die Partner jedoch nichts mehr zu sagen haben . " Damit Beschauer des Bildes etwaige Parallelitten mit sich selbst feststellen knnen , ist das Werk mit einem Spiegelmosaikrahmen eingefasst .

197o

" Kritik und Ironie "

Westdeutsche Zeitung Nr. 33 9. 2. 1971

Hellmuth Eichner aus Kln , nimmt die heutige Gesellschaft , vor allem aber die Jugend ironisch mit ausgesprochen malerischen Effekt aufs Korn. Die Arbeiten setzen sich aus berdimensionierten traurigen Gesichtern, kleinen realistisch gezeichneten Krpern stilisierter Pflanzenwelt und den Portraits beigegebenen , typisierenden Gegenstnden zusammen Whrend die menschlichen Krper symboltrchtig und deutungsstark die anatomischen Mae verlassen , bleiben sie der Tierwelt erhalten Hellmuth Eichner ist mit seiner Kritik nie aggressiv. Die Feinnervigkeit seiner Palette sorgt fr ausgleichende Harmonie , obwohl die Farbe an sich  an der Kennzeichnung von Scheinwelt , Vereinsamung und Passivitt teilnimmt.

1970

Hans Joachim Mitschke in " WELTKUNST "

Nr. 8. 15 April 1970 . Seite 454

Monatszeitschrift

Kln , die beraus rhrige Galerie Gmurzynska in Kln bot unter dem Titel " Traum und Wirklichkeit " eine groe bersicht ber das Schaffen zeitgenssischer Knstler des Surrealismus , allerdings unter  der Aussparung der Wiener Schule . Auch wre eine strengere Auswahl vonnten gewesen , denn nicht alle Knstler waren mit Hauptwerken vertreten .....Aufmerksam wird man jedoch den Weg des blutjungen Hellmuth Eichner verfolgen mssen , denn der Junge hat Talent . Unter seinen in dunklen Farben gehaltenen Bildern gibt es ein Bild " INRY ". Am Kreuz hngt jedoch ein Weib mit aufgequollenen Formen . Indes , eine Blasphemie liegt fern , denn der junge Maler bemht sich durch Farbgebung und einen bis an die Grenzen des Ertrglichen vorgetriebenen Verismus der Darstellung , in dieser Frau den Menschen zu zeigen , der auf je eigenen Weise seinen Kreuzestod stirbt . Dennoch bleibt ihm zu wnschen , dass er solch gewaltsame Themen durchgeistigter lst . Seine Absichten  heben ihn jedoch vorteilhaft ab , von dem surrealistischen verbrmte Kitsch des Belgiers Paul Delvaux , der eher in den Kunstabteilungen groer Warenhuser seinen angemessenen Platz fnde . Ungekrnter  Ausstellungsknig war aber Max Ernst , von dem es drei kleine , aber ganz exzellente lbilder sowie Frottagen zu sehen gab.